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Im südlichen Zipfel von Sachsen-Anhalt liegt die Residenzstadt Weißenfels, die mit etwa 40.000 Einwohnern bevölkerungsreichste Stadt des Burgenlandkreises. Schon kurz vor meiner Ankunft entdecke ich aus dem Zug heraus die ersten Hänge mit Weinstöcken am Ufer der Saale. Der Weinanbau dort zählt zur Region Saale-Unstrut und hat tatsächlich eine fast ebenso lange Geschichte wie das 1169 erstmals erwähnte Weißenfels. Was die Stadt heute alles zu bieten hat, konnte ich dann an meinem ersten Tag in der Region erleben. Und ich verspreche euch: Es ist eine Menge!
Stadtrundgang durch die Residenzstadt Weißenfels
Den kurzweiligen Stadtrundgang mit Stadtführerin Teresa starte ich am Marktplatz, wo gleich die ersten Highlights auf mich warten. Dazu zählt das barocke Rathaus mit seinen fünf Uhren, von denen eine die Mondphasen anzeigt. Beinahe direkt daneben befindet sich die Marienkirche – das älteste Gebäude am Markt. Die gotische Hallenkirche wurde 1351 geweiht. Damals noch katholisch ist sie heute ein evangelisches Gotteshaus. Auch ein musikalischer Schatz verbirgt sich darin: die älteste erhaltene Orgel mit drei Manualen von Friedrich Ladegast. Ein weiteres Instrument des berühmten Orgelbauers konnte ich am nächsten Tag im Dom der Residenzstadt Merseburg sogar kurz anhören.
Was mir beim weiteren Rundgang durch die Residenzstadt Weißenfels auffällt, sind die vielen auffallend schönen Fassaden und Portale. In der Jüdenstraße ist außerdem der Stadtbrunnen nicht nur ein echter Hingucker. Er zeigt auch wichtige Stationen der Stadtgeschichte von Weißenfels. So ist hier das Schusterhandwerk genauso vertreten wie die Musik oder die Novalisblume. Ganz in der Nähe steht das elterliche Haus des Fotografen Horst P. Horst, der durch seine Fotos für die Vogue berühmt wurde. Auf ihn werde ich auf meinem Stadtrundgang später noch mal stoßen. Denn im Stil seiner Fotos sind zurzeit die Fenster der ehemaligen Gaststätte Alt-Weißenfels mit Postern dekoriert.
Weiter geht es für mich aber erst mal durch den Stadtpark von Weißenfels, einem ehemaligen Friedhof. Dort befindet sich die Grabstätte von Friedrich von Hardenberg, besser bekannt als Novalis. Das Besondere hier: Auf der Rückseite seiner Büste ist eine Inschrift eingemeißelt, die mir schon oft in Poesiealben begegnet ist. Ebenfalls im Stadtpark treffe ich dann auf ein Symbol für die Stadt: den Schusterjungen. So verträumt, wie er dreinschaut, möchte ich mich dem Spruch auf seinem Sockel gleich anschließen. Eben: Weil’s mich freut.
Durch ein ehemals rebellisches Fleckchen der Residenzstadt Weißenfels komme ich am oberen Ende des Stadtparks auf meinem Rückweg in Richtung Marktplatz. Dort befindet sich der Georgenberg mit dem noch erhaltenen Pulverturm. Früher war dieses Viertel ein sogenannter Freihof. Das heißt, er war von Steuern und anderen bürgerlichen Pflichten befreit. Die engen Gassen sind heute jedoch nicht mehr erhalten. Der Blick von hier auf Schloss Neu-Augustusburg ist dafür umso beeindruckender.
Blick in eines der 10 schönsten Standesämter Deutschlands
Begleitet wird mein Besuch in Weißenfels von stürmischem Wetter. Zu verdanken habe ich dessen Kapriolen eine Programmänderung: den Einblick ins Fürstenhaus. Das 1673 erbaute Gebäude diente damals vor allem als Dienst- und Wohnsitz für wichtige Hofbeamte. Heute beherbergt es das Standesamt der Stadt. Was erst mal nichts Ungewöhnliches vermuten lässt, entpuppt sich schnell als echtes Schmuckstück. Wer sich hier trauen lässt, heiratet in einem der zehn schönsten Standesämter Deutschlands – unter einer wunderschön bemalten Decke und in stilvollem Ambiente. Man könnte also mal überlegen…
Besuch im Heinrich-Schütz-Haus – und selbst komponieren
Eines muss ich zugeben: Heinrich Schütz war mir vor meinem Besuch in Weißenfels vollkommen unbekannt. Und das, obwohl ich durchaus musikalisch bin, als Kind Blockflöte und Orgel gespielt habe und mein Musikgeschmack eine breite Palette umfasst – von Mozart und Verdi bis Rammstein sozusagen. Umso interessanter, nun im Heinrich-Schütz-Haus in der Residenzstadt Weißenfels mehr über sein Leben und sein Werk zu erfahren. Immerhin wird der Komponist „Vater der deutschen Musik genannt“.
Nach Weißenfels kam Heinrich Schütz erstmals mit 5 Jahren, als seine Familie in der Stadt ein Gasthaus übernahm. Dort wurde er im Alter von 13 Jahren von Landgraf Moritz von Hessen-Kassel entdeckt. Der Graf förderte das musikalische Talent des Jungen und finanzierte seine Ausbildung. Zunächst lernte Heinrich Schütz an der Hofschule in Kassel verschiedene Instrumente, bevor er später zum Studium nach Venedig zum Organisten Giovanni Gabrieli ging. Nach seiner Rückkehr nach Kassel wurde er Kapellmeister am sächsischen Hof und arbeitete schließlich an unterschiedlichen Orten. Das Haus in Weißenfels kaufte er schließlich 1651 als Alterssitz.
Was mir am Heinrich-Schütz-Haus besonders gut gefällt: Das Leben des Komponisten wird hier sehr anschaulich auf vielen Schautafeln und mit wunderbaren Hörbeispielen erzählt. Das Knarzen der Dielen in der Komponierstube lässt einen beinahe annehmen, Heinrich Schütz wandert hier tatsächlich gerade über Noten sinierend umher. Wenn du übrigens die Gelegenheit hast, an einer Führung durch das Haus mit Dr. Maik Richter teilzunehmen: Nutze sie! Seine Begeisterung für den Komponisten und sein Wissen lassen den Besuch im Museum zu einem echten Erlebnis werden.
Ein wahres Highlight im Heinrich-Schütz-Haus wartete am Ende der Führung auf mich: Ich durfte selbst komponieren. Auf einem Tablet waren dazu Fragmente aus Werken von Heinrich Schütz aufgespielt worden. Diese konnte ich dann zu einem neuen Stück zusammenfügen – was mal mehr und mal weniger gut klang. Zum Schluss kam ich schließlich aber doch zu einem hörenswerten Ergebnis, was ich mir als Notenausdruck mit nach Hause nehmen konnte.
Nikolaistraße 13
06667 Weißenfels
Auf dem weißen Felsen: Schloss Neu-Augustusburg
Gut sichtbar vom Marktplatz thront Schloss Neu-Augustusburg auf dem weißen Felsen von Weißenfels. Schnell wird damit bereits klar, woher die Stadt ihren Namen bekam. Im barocken Schloss befand sich von 1680 bis 1746 die Residenz der Herzöge von Sachsen-Weißenfels. Heute ist darin das Schuhmuseum untergebracht. Außerordentlich sehenswert ist außerdem die Schlosskirche St. Trinitatis.
Beeindruckt bin ich, was die Stadt an Schloss Neu-Augustusburg bereits für eine Sanierungsleistung geschafft hat. Den Stand der Dinge erkennen Besucher von Weißenfels zurzeit noch von weitem in der Zweifarbigkeit des Gebäudes. Wie ich finde, hat das Schloss damit auf jeden Fall einen ganz eigenen Charme. Während der weiß gestrichene Teil schon aufwändig restauriert wurde, wird der jetzt sandsteinfarbene in den nächsten Jahren wohl nach und nach folgen.
Schuhmuseum Weißenfels
Mein erster Weg auf Schloss Neu-Augustusburg führt mich in das dortige Schuhmuseum. Schon im 12. Jahrhundert begann in Weißenfels die Geschichte des Schuhhandwerks. Im 19. Jahrhundert waren in der Stadt 190 Schuhmachermeister ansässig. Mit Beginn der industriellen Fertigung wurden viele Handwerker zu Lohnarbeitern in den Schuhfabriken. Etwa 100 gab es davon schließlich vor Ort. Zu DDR-Zeiten war Weißenfels das Zentrum der Schuhproduktion. Diese Geschichte endete dann 1992.
Einen Eindruck von den Anfängen des Handwerks bekomme ich im Schuhmuseum beim Blick in eine alte Schusterwerkstatt. Die ausgestellten Maschinen zeigen sehr anschaulich die Industrieproduktion. Was mich neben den vielen interessanten Informationen besonders begeistert: die zum Teil wirklich schrägen Modelle im verrückten Schuhregal. Wer mag, kann sich hier durch die verschiedenen Schuhe probieren und entdeckt vielleicht seinen persönlichen Favoriten. Ebenso interessant: die von Prominenten gestifteten und in einer Vitrine präsentierten Treter – darunter auch ein paar Sportschuhe von Dirk Nowitzki in Größe 54.
Schlosskirche St. Trinitatis
Ein bisschen wie die Herzöge von Sachsen-Weißenfels darf ich mich bei meinem ersten Blick in die frühbarocke Schlosskirche St. Trinitatis fühlen. Den wage ich nämlich aus der Fürstenloge, bevor es dann über den Innenhof in die Kirche hineingeht. Wo sie sich im Schloss Neu-Augustusburg befindet, ist von dort übrigens nicht zu erkennen. Umso überwältigender ist dann der Eindruck in ihrem Innern. Neben aufwändigen italienischen Stuckarbeiten und kunstvollen Fresken bewundere ich dort den prächtigen Altar. Genutzt wird die Schlosskirche heute noch von der zugehörigen Gemeinde.
Auf der Orgel in St. Trinitatis wurde übrigens das musikalische Talent von Georg Friedrich Händel entdeckt. Auch andere berühmte Musiker und Komponisten gingen in der Residenz ein und aus. Ihre Namen wurden auf Tafeln neben der Schlosskirche verewigt. Johann Sebastian Bach zum Beispiel trug sogar den Titel eines Weißenfelser Hofkapellmeister „von Hause aus“.
Zeitzer Straße 4
06667 Weißenfels
Unterwegs am Burgwerbener Herzogsberg
Zu Weißenfels gehören die beiden Weinorte Burgwerben und Kriechau. Vermarktet werden die guten Tropfen von dort unter dem Namen „Burgwerbener Herzogsberg“. Bei einer Weinprobe hätte ich sie eigentlich vor Ort verkosten sollen. Aber auch bei diesem Plan hatte der Sturm etwas dagegen. Einen ersten Eindruck verschaffe ich mir deshalb bei einer Fahrt durch die Weinberge. Auf den Steillagen an den Ufern der Saale wachsen acht verschiedene Rebsorten: Silvaner, Müller-Thurgau, Gutedel, Portugieser, Dornfelder, Kerner, Riesling und Weißburgunder. Ihre stilechte Verkostung inmitten der Weinberge hole ich mit Sicherheit nach.
Was du sonst noch in der Residenzstadt Weißenfels machen kannst
Bootfahren auf der Saale und sportlich aktiv sein auf dem Stadtbalkon
Immer wieder gerne bin ich auf dem Wasser unterwegs. Die Gelegenheit dazu gibt es in Weißenfels auf der Saale. Der Bootsverleih dort vermietet neben Kanus auch Ruder- und Tretboote und sogar Motorboote, die ohne Bootsschein gefahren werden dürfen. Ich hatte mich sehr gefreut, dies bei meinem Besuch in der Stadt auszuprobieren. Doch leider hat der Sturm diesen Test verhindert. Im nächsten Jahr werde ich die Bootstour dann aber hoffentlich nachholen können.
Wer seinen Stadtrundgang durch Weißenfels sportlich auflockern will, kann übrigens beim Bootsverleih auch Volleybälle oder Badminton-Zubehör ausleihen. Gleich daneben befindet sich nämlich der sogenannte Stadtbalkon, der ausreichend Platz für solche Aktivitäten bietet. Auch Kinder finden dort gute Möglichkeiten sich zwischendurch ein wenig auszutoben.
Dammstraße 1
06667 Weißenfels
Radeln auf den Radwegen der Region
Wie viel Spaß eine Radreise machen kann, habe ich bisher schon zweimal erlebt. An der Saale entlang radeln, kann ich mir deshalb auch sehr gut vorstellen. Die Residenzstadt Weißenfels bietet sich dabei als Etappenziel, Startort oder auch für die Pause zwischendurch mit ein paar Entdeckungen an. Sie liegt nämlich am Saaleradweg, dem Saale-Elster-Radweg, der Saale-Unstrut-Elster-Radacht und der Residenzstädte³-Schlössertour.
Parkhotel Güldene Berge: Mein Hoteltipp für den Besuch der Residenzstädte
Sehr wohl gefühlt habe ich mich im Parkhotel Güldene Berge. Das 4-Sterne-Haus bietet 33 liebevoll eingerichtete Zimmer, die sich auf drei Häuser verteilen. Mein gemütliches Zimmer befand sich im Rosenhaus gegenüber dem Hauptgebäude. Wer mit dem Auto anreist, findet direkt am Haus ausreichend Parkplätze vor. Das Parkhotel ist verkehrsgünstig gelegen. Zur Autobahn A9 sind es etwa 5 Kilometer. Am Bahnhof Weißenfels bist du zu Fuß in gut 25 Minuten, zum Stadtzentrum gehst du etwa 15 Minuten.
Begeistert hat mich das Parkhotel Güldene Berge auch kulinarisch. Zum Frühstück kannst du am Buffet aus einer Brot- und Brötchenauswahl wählen. Auch Müsli, süße Leckereien, Joghurt, Obst und Kuchen gibt es dort. Wer Wurst und Käse möchte, bestellt dies genau wie auch das Rührei – zumindest aktuell zu Corona-Zeiten – bei der freundlichen Servicemitarbeiterin. Vielfältig ist auch die Auswahl auf der Speisekarte im Restaurant. Entschieden habe ich mich für eine Tomaten-Orangensuppe und das Welsfilet mit Pfifferlingen und Ofenkartoffeln. Meine Begleitung wählte die vegetarischen Spinat-Käseknödel. Alles war ausgesprochen lecker.
Ristorante Castello: Gut essen in Weißenfels
Italienische Küche passt bei mir immer. Entsprechend groß ist meine Vorfreude auf das Ristorante Castello, dessen einladende Gasträume sich im Erdgeschoss des Fürstenhauses befinden. Neben der regulären Speisekarte gibt es zum Lunch noch eine zusätzliche Mittagskarte. Da habe ich also erst mal die Qual der Wahl. Doch schließlich entscheide ich mich für Penne Quatro Formaggi. Für meine Begleitung gibt es Pizza Margherita. Beide waren wir sehr zufrieden. Deshalb von mir eine klare Empfehlung für diesen Italiener in Weißenfels.
Ich wünsche dir allzeit schöne Reiseerlebnisse
Warst du schon mal in der Residenzstadt Weißenfels? Was sind für dich die schönsten Fleckchen in der Stadt und welche Highlights haben dich besonders begeistert. Schreib mir gerne deine Erlebnisse und weitere Tipps in den Kommentaren. Ich bin schon sehr gespannt.
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In den Residenzstädten Weißenfels, Merseburg und Zeitz war ich auf Einladung der Tourismusverbände unterwegs. Inhalt und Umfang meines Beitrags bleiben davon jedoch genauso unbeeinflusst wie meine Meinung. Vielen Dank noch mal an dieser Stelle für die interessanten Erlebnisse und kulinarischen Genüsse vor Ort.
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