Hektisch und voller Trubel rund um die Uhr – so kennen Einheimische und Touristen Berlin. Und genau das schätzen die meisten an der deutschen Hauptstadt. Doch manchmal braucht fast jeder eine kurze Auszeit. Einfach kurz durchschnaufen, entspannen, mal etwas anderes sehen lautet dann die Devise. Mit den zahlreichen Seen und ganz viel Natur hat die Stadt für solche Gelegenheiten tatsächlich einiges zu bieten. Welche Mikroabenteuer in Berlin zu meinen Favoriten zählen, verrate ich dir im Beitrag.
Aussicht vom Drachenberg
Aussichtspunkte gibt es in Berlin einige. Einer der schönsten liegt mitten im Grünen und befindet sich auf dem Drachenberg im Grunewald. Entstanden ist diese Erhebung aus dem Trümmerschutt des Zweiten Weltkriegs. Und für Berliner ist sie mit ihren 99 Metern Höhe tatsächlich schon ein echter Berg. Deshalb eignet sie sich auch wunderbar als Trainingsgelände. Schon vor Jahren habe ich den Mann dorthin zum Marathon-Training begleitet. Zuletzt war ich dort aber zusammen mit Inka vom Blog blickgewinkelt und einem Fernsehteam der Reihe „ARD Buffet“ für einen Beitrag über Mikroabenteuer in Berlin.
Bevor du dich aber über die Aussicht auf die Stadt freuen kannst, wird es erst mal ein wenig sportlich. Denn über 280 Treppenstufen geht es hinauf zum Plateau des Drachenbergs. Wer mit dem Fahrrad dorthin möchte – oder als Wanderer keine Treppen mag, hat als Alternative ein paar Waldwege zur Auswahl, die stetig ansteigend nach oben führen. Dort angekommen entschädigt ein wunderbarer Rundblick für die Anstrengung. Gut zu sehen sind nicht nur die Abhörstation auf dem benachbarten Teufelsberg, das nahe Olympiastadion und das Messegelände mit dem Funkturm. Bei guter Fernsicht reicht der Blick sogar bis hin zum Fernsehturm am Alexanderplatz und den Müggelbergen im Südosten von Berlin.
Alleine bist du auf dem Drachenberg selten. Einen gemütlichen Platz für die Picknickdecke findet sich aber immer, sodass du in aller Ruhe und vielleicht mit ein paar Leckereien die Aussicht über die Stadt genießen kannst. Ein ganz besonderes Erlebnis ist das, wenn du am Abend auf dem Berg bist und dabei zusehen kannst, wie die Sonne langsam untergeht und die Lichter Berlins leuchten. Kinder haben auch ihren Spaß daran, auf dem Plateau ihren Drachen steigen zu lassen. Auf diese Weise ist der Drachenberg übrigens zu seinem Namen gekommen. Denn die fast immer guten Windverhältnisse dort oben sorgen dafür, dass viele Berliner Familien diesem Vergnügen regelmäßig nachgehen.
Mit S-Bahn oder Bus bis zum S-Bahnhof Grunewald. Von dort erreichst du den Parkplatz Drachenberge nach einem gemütlichen, etwa 30minütigen Spaziergang durch den Grunewald.
Einen kurzen Eindruck von diesem und den beiden folgenden Mikroabenteuern bekommst du im ARD-Beitrag. Ansehen kannst du ihn bis zum 20. Mai 2021 in der Mediathek.
Bei den Wasserbüffeln am Tegeler Fließ
Exotisch wird es beim nächsten Mikroabenteuer in Berlin. Immerhin hätte ich Wasserbüffel doch eher in Südostasien erwartet. Von April bis Oktober sind die gemütlichen Tiere aber auch am Tegeler Fließ anzutreffen. Dort stehen sie quasi unter Vertrag und haben einen Auftrag zu erfüllen: als Rasenpfleger. Auf großen eingezäunten Flächen halten sie die Wiesen kurz. Mit Glück kommst du auf einem Spaziergang sogar ganz nah an sie ran. So ging es mir bei meinem ersten Besuch dort. Dabei trieb wohl ihre Neugier auf die Menschen mit der Kamera die Wasserbüffel beinahe in unsere Reichweite.
Fast ein wenig wie im Urwald kannst du dich bei einem Spaziergang am Tegeler Fließ fühlen. Dafür sorgt die ursprüngliche Landschaft aus Mooren, Feuchtwiesen und dichtem Laubwald, durch die der Bach sich windet. Viele seltene Arten – darunter auch einige geschützte – sind in diesem Gebiet zuhause. Ausgewiesene Wege führen durch das gesamte Tegeler Fließ. Ein besonders schöner Abschnitt befindet sich zwischen Hermsdorf und Lübars, wo die Wanderer über einen Bohlensteg direkt durch die Bachaue gehen und mitten in der Sumpflandschaft unterwegs sind. Auf Infotafeln erfährst du Interessantes über die im Landschaftsschutzgebiet lebenden Tiere.
Wem nach so viel Grün schließlich der Sinn nach mehr Wasser steht, der folgt einfach dem Tegeler Fließ bis zu seiner Mündung in den Tegeler See. Am nördlichen Ufer finden sich herrliche Plätze für ein Picknick direkt am See. Gelegenheit zu einem weiteren Mikroabenteuer in Berlin gibt es dann etwas weiter südlich, wo an der Promenade ein Bootsverleih auf dich wartet.
Mit dem ÖPNV kommst du entweder mit der S-Bahn bis zum S-Bahnhof Waidmannslust und spazierst von dort Richtung Tegeler Fließ. Alternativ nimmst du den Bus 125 bis zur Haltestelle Mühlenfeldstraße.
Mit dem Tretboot auf dem Tegeler See
Wasser glitzert in der Sonne. Schon von weitem fällt mein Blick auf zahlreiche bunte Segel. Ein leichter Wind sorgt am Tegeler See offenbar gerade für gute Bedingungen bei Seglern und Surfern. Sofort kommt bei mir ein Gefühl von Urlaub auf. Am liebsten möchte ich selbst sofort in See stechen. Wie gut, dass gleich hinter der Brücke an der Greenwichpromenade ein Bootsverleih auf Gäste wartet. Dicht nebeneinander stehen einige bunte Ruder- und Tretboote abfahrbereit am Anleger. Doch besonders angetan hat es uns das Schwanen-Tretboot. Klar, dass wir damit kurz darauf in See stechen.
Lässig parken wir den Schwan rückwärts aus und schon geht es los zu unserer Tour. Ein leichter Wellengang sorgt dafür, dass wir etwas kräftiger in die Pedale treten müssen. Dem Spaßfaktor tut das aber keinen Abbruch – ganz im Gegenteil. Wir genießen die etwas andere Perspektive auf das Ufer und über den See und beobachten jetzt vom Tretboot aus die Segler und Surfer. Wer mag und einen Anker dabei hat, kann den Bootsausflug auch zu einem erfrischenden Bad im kühlen See nutzen.
Mit seiner Größe von 450 Hektar ist der Tegeler See nach dem Müggelsee der zweitgrößte See Berlins. Dabei ist er eigentlich nur ein Anhängsel – oder besser gesagt eine knapp fünf Kilometer lange Ausbuchtung – der Havel. Im See befinden sich neun Inseln, die zum Teil von Kleingartenkolonien genutzt werden. Trotz guter Wasserqualität gibt es allerdings nur wenige Badestellen. Dabei gilt der Tegeler See als eines der Berliner Gewässer mit der größten Sichttiefe.
Mit dem ÖPNV erreichst du den Tegeler See gut mit der U6. Von der Endhaltestelle Alt-Tegel kommst du nach einem gemütlichen Spaziergang von etwa zehn Minuten zum Bootsanleger.
Vom Teufelssee zum Müggelturm
Idyllisch liegt der Teufelssee im Köpenicker Forst. Entdeckt habe ich den kleinen See eher zufällig auf dem Weg zum Müggelturm. Mitten im Wald gelegen erfüllt er genau die Kriterien, die man bei einem Mikroabenteuer in Berlin erwarten kann. Meine Neugier geweckt haben aber erst einmal die Infotafeln des Lehrkabinetts der Berliner Forsten. Sie säumen den etwa drei Kilometer langen Naturlehrpfad rund um den See und informieren die Wanderer über Wissenswertes zu Flora und Fauna vor Ort. Zu entdecken gibt es hier Pflanzen wie Seerosen oder Wasserschierling. Besonders gefreut habe ich mich aber über ein Froschkonzert. Einen der lautstarken Gesellen konnte ich dabei von einer der hölzernen Plattformen im See gut beobachten.
Nicht nur einen Blick auf den Teufelssee, sondern eine herrliche Aussicht auf die gesamte Seenlandschaft im Berliner Südosten bietet schließlich der Müggelturm. Neu erbaut wurde der Aussichtsturm mit dem angegliederten Restaurant zu DDR-Zeiten, nachdem sein aus dem Jahr 1890 stammender Vorgänger Ende der 1950er komplett abgebrannt war. Mit der Wende wurde das Gebäude jedoch erst einmal geschlossen und verfiel. Wiedereröffnet wurde es 2018 nach mehrjähriger erfolgreicher Sanierung unter neuem Betreiber.
Wenn du die 126 Stufen hinaufsteigst, erwartet dich oben eine wunderbare Fernsicht. Infotafeln weisen dabei auf die markantesten Punkte hin. Entdecken kannst du zum Beispiel den Museumspark Rüdersdorf, den Flughafen Schönefeld und sogar den Fernsehturm auf dem Alexanderplatz in Mitte. Außerdem siehst du die Seen in der näheren Umgebung. Neben dem Teufelssee ist das vor allem der Lange See und der Große Müggelsee. Die Aussicht auf den Langen See genießt du übrigens schon von der Terrasse des Restaurants am Müggelturm. Wenn du dich fast wie an der Ostsee fühlen willst, solltest du nach der Turmbesteigung hinüber an den Müggelsee spazieren.
Für die Anreise mit dem ÖPNV fährst du mit der S-Bahn zum S-Bahnhof Köpenick. Von dort nutzt du entweder die Buslinie 169 bis nach Rübezahl. Dort zweigst du in den oben beschriebenen Fußweg ab. Alternativ kannst du auch mit der Tram bis Wendenschloss fahren und von dort durch den Wald zum Müggelturm wandern.
Unterwegs im Tiergarten
Eine grüne Insel mitten im hektischen Berlin: So lässt sich der Große Tiergarten zwischen Brandenburger und Charlottenburger Tor am besten beschreiben. Kaum zeigen sich ein paar Sonnenstrahlen und die Temperaturen steigen, zieht es viele Berliner in den Park. An manchen Stellen riecht es dann verlockend nach mitgebrachten Leckereien. Grillduft weckt den Appetit. Wirklich ruhig ist es dort zwar selten. Ein Plätzchen zum Entspannen lässt sich aber fast immer finden. Und zu entdecken gibt es auch einiges.
Im 16. Jahrhundert diente der Tiergarten den Kurfürsten von Brandenburg zunächst als Jagdrevier, bevor er als Waldpark zur Erholung genutzt wurde. Friedrich der Große machte das Gebiet schließlich der Bevölkerung zugänglich und ließ den Park zum Landschaftsgarten umgestalten. Die kleinen Wasserläufe und Seen, zahlreiche Brücken und einzelne Anlagen haben sich bis heute erhalten. Auch einige Standbilder und Skulpturen aus der damaligen Zeit sind noch im Großen Tiergarten zu sehen. Außerdem erinnern verschiedene Gedenkstätten und Denkmäler an schreckliche Ereignisse aus der jüngeren Vergangenheit bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts.
Perfekt ist der Tiergarten für alle, die in Berlin sportlich unterwegs sein wollen. Was ich dort besonders schätze, ist die Auswahl an Jogging-Strecken. Willst du lieber rudern, findest du dafür auf dem Neuen See eine gute Gelegenheit. Mit ein wenig Glück entdeckst du auf deiner Runde einen Graureiher oder Schildkröten. Im Anschluss kannst du dich im Café und Biergarten direkt neben dem Bootsverleih stärken.
Mit dem ÖPNV erreichst du den Tiergarten entweder mit der S-Bahn vom S-Bahnhof Tiergarten oder mit verschiedenen Buslinien.
Was du bei deinem Mikroabenteuer in Berlin dabei haben solltest
Sich treiben lassen, Neues entdecken, die kleinen Dinge wahrnehmen – das ist das, was ein Mikroabenteuer ausmacht. Besonders gut gelingt eine solche Auszeit daher mit möglichst wenig Planung. Dennoch gibt es ein paar Dinge, die du unbedingt dabei haben solltest, wenn du zu einem Mikroabenteuer in Berlin aufbrichst:
Damit du dich bei längeren Wanderungen durch die Natur nicht verirrst, empfehle ich dir, dein Handy mitzunehmen und auf ausreichend Ladung zu achten. So kannst du im Notfall immer über den Google-Routenplaner deinen Standort bestimmen und dich auf den Heimweg leiten lassen. Wenn du Digital Detox bevorzugst, sollte stattdessen eine Karte im Wandergepäck dabei sein.
Denken solltest du außerdem an ausreichend Wasser und kleine Snacks. Nicht überall ist schließlich ein Restaurant, Café oder Biergarten in der Nähe und der Spaßfaktor lässt mit Hunger und Durst nach meiner Erfahrung ziemlich schnell nach. Wichtig ist je nach Wetterlage auch Sonnenschutz mit einem ausreichenden Lichtschutzfaktor und ein Anti-Mücken-Mittel.
Ich wünsche dir allzeit schöne Reiseerlebnisse
Gönnst du dir auch immer mal wieder kleinere Auszeiten? Welche Mikroabenteuer in Berlin oder in deiner Region haben dich besonders begeistert. Schreib mir gerne deine Erlebnisse und weitere Tipps in den Kommentaren. Ich bin schon sehr gespannt.
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