Der Marlinger Waalweg – wenn du auf deiner Wanderung eine herrliche Aussicht auf Meran und das Etschtal genießen willst, bist du hier richtig. Für mich zählt dieser Waalweg zu einem der schönsten in Südtirol. Der längste ist er mit seinen zwölf Kilometern in jedem Fall. Doch keine Angst: Da er fast eben am Hang entlang verläuft, ist er gut zu schaffen. Das gilt auch, wenn du Wanderanfänger oder mit Kindern unterwegs bist.
Von Töll nach Lana
Fast ein wenig versteckt beginnt der Marlinger Waalweg in Töll. Neben einem Obststand und einer Würstchenbude führen ein paar Stufen hinauf in den Wald. Wenn du das Hinweisschild nicht gleich findest, folgst du einfach anderen Wanderern. Denn ziemlich sicher bist du nicht alleine unterwegs auf dem Waalweg. Der grandiose Ausblick lockt bei fast jedem Wetter viele Menschen aller Altersgruppen an. Und da ein kurzer Gruß üblich ist, wenn andere Wanderer entgegenkommen oder überholen, hat der Marlinger Waalweg sich einen netten Beinamen verdient: Von den Einheimischen wird er gerne auch Grüß-Gott-Weg genannt.
Das erste Stück des Weges führt dich durch Wald und an steilen Felsen vorbei. Der Waal verläuft zuerst einmal unterirdisch oder auch durch ein Wasserrohr. Du überquerst die Vinschger Bahn. Und plötzlich genießt du dann zum ersten Mal einen herrlichen Ausblick. Ein Punkt, an dem ich am liebsten stehen bleiben und nur die Umgebung anschauen möchte.
Sobald du den Wald hinter dir gelassen hast, geht es weiter inmitten der Obstplantagen. Wie im Vinschgau und im Meraner Land üblich, findest du hier Apfelbäume soweit dein Auge reicht. Begleitet wirst du auf deinem weiteren Weg dann zu deiner Rechten vom Marlinger Waal und seinem angenehmen Plätschern. Da der Waalweg oberhalb der Dörfer verläuft, eröffnet sich dir links ein herrlicher Panoramablick über Meran, die gegenüberliegenden Berge und das Etschtal. Unterbrochen wird diese wunderschöne Aussicht zwischendurch nur immer mal wieder, wenn du kurze Waldstücke durchquerst.
Der erste Ort, an dem du auf dem Waalweg oberhalb vorbeiläufst, ist Forst. Dort befindet sich übrigens eine der größten Brauereien Italiens: die Spezialbier-Brauerei Forst. Die Brauerei kannst du zu festen Terminen besichtigen. Und vielleicht ein Tipp zur Einkehr nach der Wanderung, jedenfalls wenn du trubelige Biergarten-Atmosphäre magst: Im dortigen Braugarten kannst du ein gutes Bier bei leckeren Südtiroler Spezialitäten genießen. Fährst du mit dem Bus bis zur Endhaltestelle Forst, bist du gleich bei der Brauerei.
Zuerst einmal wanderst du auf dem Marlinger Waalweg aber weiter oberhalb an Marling vorbei. Der Ort hat dem Weg seinen Namen gegeben und liegt etwa mittig zwischen dem Start in Töll und dem Ziel in Lana. In Marling befindet sich die Privatbrennerei Unterthurner. Wenn du Hochprozentiges magst, findest du hier später ein lohnendes Ziel für eine Verkostung und den Einkauf hochwertiger Mitbringsel. Besichtigen kannst du die Brennerei auch zu festen Terminen.
Läufst du weiter auf dem Waalweg, näherst du dich aber erst einmal einem tollen Fotomotiv: dem Schloss Lebenberg. Umgeben von Weinreben liegt es auf einem Hügel. Erbaut wurde das Schloss in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Heute ist ein Teil noch bewohnt. In einem anderen ist ein Museum untergebracht. Zu sehen gibt es dort unter anderem eine mittelalterliche Waffensammlung und im Rittersaal das Wandfresko mit dem Stammbaum der Erbauer.
Unterhalb von Schloss Lebenberg wanderst du in Richtung Ziel, nach Lana. Zuerst läufst du dabei noch oberhalb am Örtchen Tscherms vorbei, bevor es dann recht steil auf einem asphaltierten Sträßchen hinab geht. Den Busbahnhof in Lana erreichst du über eine ruhige Nebenstraße, die unterhalb der Vigiljoch-Seilbahn auskommt. Dort hältst du dich links und siehst die Haltestellen dann schon fast vor dir.
Erlebnisse auf dem Marlinger Waalweg
Lernen kannst du auf dem Marlinger Waalweg übrigens auch etwas. Denn auf einem Teil des Weges oberhalb von Marling findest du einen Wandererlebnispfad. Auf Schautafeln erfährst du einiges zu Naturdenkmälern, Flora und Fauna und zu den Kunstwerken am Wegrand.
Schön finde ich auch immer die Waalschelle. Schon von weiten hörst du die Glocke, die durch ein kleines Wasserrad ausgelöst wird. Auf diese Weise konnte der Waaler früher immer erkennen, ob am Waal alles in Ordnung war.
Essen und Trinken am Waal
Was mir bei Wanderungen im Meraner Land häufig auffällt, wird dir auch auf dem Marlinger Waalweg begegnen: eine Selbstversorgungsstelle, an der die Landwirte ihre Erzeugnisse gegen ein kleines Entgelt auslegen. Das Vertrauen der Erzeuger solltest du auch keinesfalls enttäuschen und den gewünschten Obolus in die dort stehende Kasse werfen. Schließlich ist so eine Erfrischung nicht nur ihr Geld wert. Auch die Tradition der Selbstversorgungsstellen sollte durch die Ehrlichkeit der Wanderer unterstützt werden. Am Marlinger Waalweg kannst im ersten Teilstück deinen Durst mit Apfelsaft stillen. Da es bis zur ersten Einkehrmöglichkeit ein gutes Stück zu wandern ist, kommt der frische Saft hier vor allem in Sommer wie gerufen. Und keine Sorge: Gut gekühlt ist er auch, da der Waal bei Bedarf für den Saftkanister eine Art natürlichen Kühlschrank darstellt.
Oberhalb von Marling erreichst du dann die ersten Einkehr-Möglichkeiten. Nachdem danach wieder ein längeres Teilstück ohne Gastromie folgt, hast du kurz vor dem Ziel wieder die Auswahl. Außerdem kannst du zwischendurch weiter aufsteigen zur Jausenstation Hofer Hof oder zum Buschenschank Haidenhof. Beide liegen oberhalb des Waalweges und bieten dir eine herrliche Aussicht. Allerdings musst du dafür auch einen heftigen Anstieg in Kauf nehmen.
Warum du von Töll nach Lana wandern solltest
In welche Richtung du den Marlinger Waalweg gehst, ist grundsätzlich natürlich egal. Wenn du es dir leicht machen willst, entscheidest du dich aber für die Tour von Töll in Richtung Lana. Denn hier sparst du dir den Anstieg und steigst stattdessen gemütlich in die Wanderung ein. Ich gebe ja zu, ich habe – damals zusammen mit meinen Eltern – recht lange für diese Erkenntnis gebraucht. Das lag aber vor allem daran, dass wir den Waalweg zuerst immer nur zwischen Forst und Lana gelaufen sind. Und in dem Fall ist es dann eigentlich egal, wo du aufsteigst.
Wie du zum Marlinger Waalweg gelangst
Den Marlinger Waalweg erreichst du völlig unkompliziert mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder auch mit deinem Auto. Wir nutzen von Schenna den Bus und steigen dann in Meran am Bahnhof um. Dort nehmen wir den Bus in Richtung Partschins und steigen an der Haltestelle Töll aus. Alternativ könntest du auch die Vinschger Bahn nehmen und bis zur Station Töll Brücke fahren. Zurück nach Meran geht es dann nach der Wanderung mit dem Bus vom Busbahnhof in Lana.
Wenn du mit dem Auto nach Töll fährst, findest du gegenüber dem Einstieg in den Waalweg einen großen Parkplatz. In der Hochsaison solltest du allerdings frühzeitig dort ankommen. Denn dann kann es durchaus voll werden. Kommst du mit dem Auto und wanderst die komplette Strecke, kannst du mit dem Bus wieder zum Parkplatz gelangen. Dazu fährst du zuerst einmal vom Busbahnhof in Lana nach Meran und von dort nimmst du den Bus in Richtung Partschins bis zur Haltestelle Töll.
Ich wünsche euch allzeit schöne Wandererlebnisse.
Warst du schon mal auf dem Marlinger Waalweg unterwegs? Oder welcher ist dein Lieblings-Waalweg? Ich freue mich, wenn du deine Tipps und Erfahrungen in den Kommentaren teilen magst.
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Wer sich die Anfahrt zum Töll sparen will, kann von Meran über der Tappeinerweg und den Algunder Waalweg zum Töll wandern. Sind ca. acht Kilometer mehr. Lohnt sich aber auch.
Ein guter Tipp. Und bis Töll ist man dann schon richtig warm gelaufen. Das werde ich beim nächsten Mal im Meraner Land auf jeden Fall mal machen.
Vielen Dank und schöne Grüße
Martina
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