Schon lange wollte ich mir Leipzig einmal näher anschauen. Von Berlin aus ist es schließlich gar nicht so weit dorthin. Zu Verwandtenbesuchen sind wir jedes Jahr mehrmals sogar noch näher dran. Und doch: Jedes Mal wenn wir auf der A9 am Hinweisschild vorbei fuhren, hieß es: „Eigentlich wollten wir ja auch mal nach Leipzig.“ Nur geschafft hatten wir es bisher nie. Bis vor kurzem. Kurzentschlossen habe ich dann Hotelzimmer und Zugticket gebucht – und eine tolle Stadt voller Geschichte und Charme kennengelernt. Was wir in Leipzig erlebt haben, erzähle ich euch hier.
Monumental: das Völkerschlachtdenkmal
Unser erster Weg in der Stadt führte uns in den Süden zum Völkerschlachtdenkmal. Das 1913 eingeweihte Denkmal erinnert an die Völkerschlacht vor Leipzig, die Napoleon im Oktober 1813 im Rahmen der Befreiungskriege eine Niederlage bescherte. Schon von der obersten Etage unseres Hotels hatten wir dieses riesige Wahrzeichen Leipzigs sehen können. So war mir bereits klar, wie groß das Bauwerk tatsächlich sein muss. Doch als wir dann davor standen, wurden die gigantischen Ausmaße erst richtig deutlich. Wow! Was für ein monumentaler Bau, vor dem man sich selbst ganz winzig fühlt.
Leider wird der sogenannte See der Tränen, in dem sich das Völkerschlachtdenkmal normalerweise spiegelt, bis 2019 saniert. Entsprechend trist gestaltete sich der Vorplatz. Für uns Grund genug, schnell die Tickets zur Besichtigung zu kaufen und das Bauwerk von innen zu erkunden.
Über die mächtigen Stufen gelangten wir zum Eingang des Denkmals. Genau wie schon außen waren wir auch im Innern stark beeindruckt. Dafür sorgte allein ein erster Blick in die riesige Kuppelhalle. Gleich danach machten wir uns an den Aufstieg zur Aussichtsplattform. Und ich muss schon sagen: Das war eine wirkliche Herausforderung. Denn zum Großteil führen die 500 Stufen als immer enger werdende Wendeltreppe nach oben. Für das letzte Teilstück gibt es sogar eine Ampel, die den Weg nur in eine Richtung freigibt. Als Lohn für diese Mühe wartete auf der Aussichtsplattform aber ein grandioser Rundblick über Leipzig, den man sich nicht entgehen lassen sollte.
Ebenso anspruchsvoll wie den Aufstieg habe ich übrigens im engen ersten Teil des Treppenhauses auch den Abstieg über die Wendel erlebt. Schnell kann einem hier schwindelig werden, wenn man die Stufen allzu zügig hinabrennen will.
Gesucht – und zum Glück auch gefunden – haben wir schließlich noch den Weg in die Krypta. Dort ließen wir noch einmal den gewaltigen Eindruck der riesigen Kuppelhalle auf uns wirken. Verstärkt wurde das Gefühl der eigenen Winzigkeit noch durch die Größe der steinernen Krieger, denen man selbst noch nicht einmal bis zu den Knien reicht.
Notenspur Leipzig: Auf den Spuren der Musik
Leipzig erleben heißt auch, den Spuren der Musik zu folgen. Dazu hat eine Initiative eine eigene Notenspur konzipiert, die auf einem Rundgang zu 23 Stationen mit musikalischem Hintergrund führt. Praktisch für uns war, dass unser Hotel direkt gegenüber dem 1981 eröffneten Neuen Gewandhaus lag. Von hier aus folgten wir also auch einem Teil dieser Notenspur.
Dem neuen Gewandhaus gegenüber auf der anderen Seite des Augustusplatzes liegt die Oper Leipzig. Leider hatten wir keine Gelegenheit wenigstens eines dieser Häuser von innen – eventuell sogar im Rahmen einer Vorstellung – kennenzulernen. Aber das lässt sich hoffentlich in Zukunft nachholen.
Weiter führte uns die Notenspur zur Alten Nikolaischule, an der unter anderem Richard Wagner einen Teil seiner Schulzeit verbrachte. In direkter Nähe besichtigten wir anschließend die Nikolaikirche. Gut bekannt ist dieser Ort durch die Friedensgebete, die 1989 einer der Ausgangspunkte für die Wende in der ehemaligen DDR und die anschließende Wiedervereinigung waren. Im Innern ist diese Kirche eher schlicht und dennoch strahlt sie in meinen Augen etwas Besonderes aus. Auf Fotos habe ich allerdings verzichtet, da die Lizenz mir nicht erlaubt hätte, diese anschließend auch online zu verwenden.
Nächste Station auf der Notenspur war für uns das Alte Rathaus. Dieser schöne Bau mit kleinen Läden und einem Restaurant im Erdgeschoss hat ebenfalls einen engen Bezug zur Musik. Denn dort befinden sich wertvolle Reliquien der Musikgeschichte wie eine Originalhandschrift von Johann Sebastian Bach oder die Gründungsurkunde der Gewandhauskonzerte von 1781.
Vom Alten Rathaus spazierten wir weiter auf der Notenspur zur Thomaskirche. Dort ist nicht nur der berühmte Thomanerchor zu Hause. Auch Leipzig als Musikstadt hat an dieser Kirche ihren Ausgangspunkt. Neben anderen bedeutenden Komponisten arbeitete Johann Sebastian Bach viele Jahre als Thomaskantor. Eine Statue vor der Thomaskirche erinnert heute noch an ihn; seine Gebeine befinden sich seit 1950 in einem Grab im Altarraum. Besonders beeindruckt hat mich aber die große Orgel. Sehr gerne würde ich sie einmal als Begleitung bei einem Konzert des Thomanerchors erleben.
Panorama Tower
Von der Thomaskirche führte unser Weg in Richtung unseres Ausgangspunkts auf der Leipziger Notenspur. Denn neben dem MDR-Kubus, wo Orchester und Chöre proben und auftreten, liegt auch das höchste Gebäude der Stadt mit einer Panoramaterrasse auf der 31. Etage. Zügig brachte uns der Aufzug im City Hochhaus nach oben und wir konnten zum zweiten Mal auf unserer Städtereise einen wunderbaren Blick über Leipzig erleben.
Bei der Orientierung halfen uns die Hinweise auf der Brüstung des Panorama Towers. Glück hatten wir mit dem Wetter, sodass wir eine sehr gute Fernsicht genossen. Im näheren Umfeld konnten wir unseren Spaziergang von vorhin noch einmal von oben nachvollziehen und die Gebäude aus anderer Perspektive betrachten. Etwas weiter entfernt entdeckten wir das Dach des Leipziger Zoos, das Stadion von RB Leipzig und auf der anderen Seite sahen wir wieder die markante Silhouette des Völkerschlachtdenkmals.
Stadt der Passagen und schönen Fassaden
Beeindruckt hat mich Leipzig aber nicht nur von oben. Auch der Bummel durch die Stadt bietet etwas fürs Auge. Was mir besonders aufgefallen ist: Ich kenne keine Stadt mit so vielen Einkaufspassagen. Dabei meine ich aber nicht die heute allseits verbreiteten mit den immer gleichen Geschäften. Die gibt es zwar auch. Außerdem gibt es in Leipzig aber auch wahre Schätzchen wie den Speck’s Hof oder die Mädler-Passage. Diese Passagen sind wunderschön restauriert und laden zum Bummeln durch die kleinen Läden darin ein.
Genauso eindrucksvoll fand ich die vielen gut erhaltenen oder wieder aufgebauten Fassaden in der Stadt. Diese Gebäude geben Leipzig einen ganz besonderen Charme. Denn zusammen mit den neueren Bauten, die inzwischen auch entstanden sind, entsteht eine interessante Mischung aus Tradition und Moderne.
Das kulinarische Leipzig erleben
Wer Leipzig auf ausgedehnten Stadtrundgängen erkundet, bekommt irgendwann natürlich Hunger und Durst. Am Nachmittag lockte uns gleich die außergewöhnliche Fassade des Kaffeehauses Riquet. Ein kurzer Blick durch die Fenster versprach traditionelles Ambiente. Spontan entschieden wir uns zu einem Test und fanden einen schönen Platz in der ersten Etage. Bei einem leckeren Stück Kuchen und einer Tasse Kaffee genossen wir dann von dort die Aussicht auf das rege Treiben draußen. Am nächsten Tag sind wir mittags übrigens gleich noch mal wieder gekommen, um uns weiter durch die riesige Auswahl an Kuchen und Torten zu schlemmen.
Für abends hatte ich am Tag vor unserer Reise zum Glück schon Plätze im Bayerischen Bahnhof reserviert. Aufmerksam geworden war ich auf diesen Gasthof mit sächsisch-bayrischen Spezialitäten und selbstgebrautem Bier durch einen Hinweis im Reiseblog von Travelita. Gesessen haben wir dann stilecht direkt hinter den kupfern-glänzenden Braukesseln. Und selbstverständlich haben wir auch das hauseigene Bier probiert. Experimentierfreudige Menschen finden hier auch Kreationen wie den Gose Hugo auf der Karte, der mir sehr gut geschmeckt hat. Gegessen haben wir ebenfalls sehr gut, wenn auch nicht brauhaustypisch: Nudeln.
Da wir im Hotel ohne Frühstück gebucht hatten, habe ich für den nächsten Morgen wieder auf eine Empfehlung aus einem Netzwerk vertraut. Auf einem knapp halbstündigen Fußweg zum Café Grundmann hatten wir so ganz nebenbei noch die Gelegenheit, die Südvorstadt von Leipzig mit ihren Gründerzeithäusern zu entdecken. Gelohnt hat sich der frühe Weg dann allemal. In dem schönen Kaffeehaus im Retro-Stil fiel die Auswahl aus der umfangreichen Frühstückskarte schwer. Sehr gut geschmeckt hat mir dann ein süßes Frühstück. Mein Partner war begeistert von einer herzhaften Variante und ganz besonders von den Rühreiern mit Schinken.
Warst du schon mal in Leipzig? Wie hat es dir dort gefallen? Welche Highlights sollte ich mir bei meinem nächsten Besuch in der Stadt unbedingt ansehen oder probieren? Ich freue mich, wenn du deine Tipps und Erfahrungen in den Kommentaren teilen magst.
Ich wünsche dir allzeit schöne Reiseerlebnisse.
Meine Empfehlungen
Bayrischer Bahnhof
Was früher tatsächlich ein Bahnhof war, ist heute Gasthaus mit eigener Brauerei und Biergarten. In schöner Brauhaus-Atmosphäre werden die hauseigenen Biere serviert. Auch typische Leipziger Spirituosen wie Long Horn Gin oder Kräuter Wilhelm stehen auf der Karte. Die Küche ist sächsisch-bayrisch ausgerichtet, aber auch Vegetarier kommen hier auf ihre Kosten.
Öffnungszeiten: täglich von 11 bis 24 Uhr
http://www.bayerischer-bahnhof.de/
Kaffeehaus Riquet
Wer Cafés im Stil eines Wiener Kaffeehauses mag, ist hier richtig. Die Auswahl an Kuchen und Torten ist groß. Das Gleiche gilt bei den Kaffeespezialitäten. Der Service ist freundlich und sächsisch-herzlich. Die Preise sind für ein Café allerdings durchaus gehoben.
Öffnungszeiten: täglich von 9 bis 19 Uhr
Café Grundmann
Eingerichtet im Art-déco-Stil bietet das Café ein besonderes Ambiente (nicht nur) zum Frühstück. Bei der Auswahl an süßen und herzhaften Frühstücken sowie Eierspeisen in verschiedenen Varianten ist für jeden Geschmack das Passende dabei. Die eigene Konditorei sorgt für leckere Kuchen. Außerdem finden sich auf der Speisekarte zahlreiche Hauptgerichte.
Öffnungszeiten: Montag – Freitag 8 bis 23 Uhr, Samstag 9 – 23 Uhr, Sonn- und Feiertag 9 – 18 Uhr
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Leipzig steht immer ein bisschen im Schatten von Dresden. Zu unrecht, wie ich finde. Eine richtig coole und lebendige Stadt.
Da hast du recht, liebe Antje. Und auch wenn Dresden wirklich wunderschön ist. Leipzig muss sich dahinter in keinem Fall verstecken. Cool und lebendig ist genau die richtige Beschreibung.
Pingback: Ein Bummel über den Weihnachtsmarkt in Leipzig
Moin,
viele und tolle Fotos aus Leipzig. Beim Völkerschlachtdenkmal war ich das letzte Mal als Kind, auf dem Panorama Tower erst Anfang des Jahres. Der Ausblick dort ist wirklich beeindruckend.
Beste Grüße
Tobias
Moin,
wie schön zu lesen, dass dir meine Fotos aus Leipzig gefallen. Den Ausblick vom Panorama Tower fand ich auch toll. Beim Völkerschlachtdenkmal war ich schon alleine durch das monumentale Bauwerk beeindruckt. Der Ausblick von dort lohnt sich aber auch. Vielleicht fährst du ja mal wieder nach Leipzig und schaffst es dann noch mal dorthin.
Beste Grüße aus Berlin
Martina
Pingback: Fotoparade – meine schönsten Fotos aus dem zweiten Halbjahr 2017
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Oh ja …Leipzig kenne ich als meine Heimatstadt gut und liebe jeden einzelnen Blogbeitrag dazu 🙂. Sind immer wieder schöne Erinnerungen… Danke dafür 👍
Sehr gerne, liebe Sandra. Leipzig ist auch wirklich eine tolle Stadt. Wir sind immer wieder gerne dort.
Liebe Grüße, Martina