Zugegeben: In Sachen Computer bin ich weniger Profi, sondern eher gehobene Anwenderin. Auf jeden Fall bin ich aber ein Riesenfan von Erlebnismuseen. Hoch waren deshalb auch meine Erwartungen an das Heinz Nixdorf Museumsforum in Paderborn. Und sie wurden bei meiner Zeitreise durch 5000 Jahre Informationsgeschichte vollkommen erfüllt. Im Artikel nehme ich dich mit auf meinen Rundgang durch das mit 6.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche weltgrößte Computermuseum.
Wer war Heinz Nixdorf?
Gewidmet ist das Heinz Nixdorf Museumsforum – kurz auch HNF genannt, dem deutschen Unternehmer und Computerpionier Heinz Nixdorf. Mit der Nixdorf Computer AG hatte er eine damalige Marktlücke erkannt und auf kleinere Computer gesetzt, als die Wettbewerber vor allem noch Großrechner produzierten. Schon früh war er überzeugt, dass die Menschen durch moderne Informationstechnologie eine bessere Zukunft vor sich haben. Bekannt war der Unternehmer auch für seine Motivation, Arbeitsplätze zu schaffen und die soziale Einstellung gegenüber seinen Mitarbeitern. Zu seinen erfolgreichsten Zeiten arbeiteten im Unternehmen weit über 20.000 Beschäftigte.
Erste Ideen zum Aufbau eines Computermuseums stammen ebenfalls von Heinz Nixdorf. Ihren Ursprung hatten sie beim 25jährigen Firmenjubiläum, als er einige historische Büromaschinen geschenkt bekam. Die auf über 1000 Stück angewachsene Sammlung ist heute neben vielen anderen Objekten im Heinz Nixdorf Museumsforum zu sehen. Selbst miterlebt hat der Unternehmer die Einweihung am Standort der ehemaligen Unternehmenszentrale in Paderborn jedoch leider nicht. Denn zehn Jahre zuvor war er auf der ersten CeBIT an einem Herzinfarkt gestorben.
Auf den Spuren von 5000 Jahren Informationsgeschichte im Heinz Nixdorf Museumsforum
Über zwei Etagen führt mich mein Weg durch die Dauerausstellung im Heinz Nixdorf Museumsforum. Wer mag, lässt sich dabei von einem der beiden Roboter Petra und Peter begleiten. Als Alternative dazu bietet sich ein Rundgang mit dem Multimedia-Guide an. Genau wie die auf dem Fußboden markierten QR-Codes versorgt er Besucher und Besucherinnen an 23 Highlights des Computermuseums mit interessanten Informationen.
Auf Zeitreise von der Keilschrift zum Computer
Im ersten Obergeschoss des HNF begebe ich mich auf eine Zeitreise hin zu den Wurzeln der ersten Zahlen und Schriftzeichen. Entstanden sind diese Formen der Aufzeichnung durch den Handel. Besonders spannend zu sehen ist nicht nur die Entwicklung, sondern auch die unterschiedlichen Herangehensweisen. Oder hättest du gewusst, dass die Inka ihre Berechnungen mithilfe von Schnüren durchführten?
Bevor es zu den mechanischen Rechenmaschinen geht, entdecke ich einen Abakus als erste Erlebnisstation. Tatsächlich braucht es ein wenig Übung, um hier zu Ergebnissen zu kommen. Das gilt allerdings auch für die Einstellung der frühen Rechenmaschinen oder das Einstöpseln der Verbindungen als „Fräulein vom Amt“. Aber wie fast immer heißt es wohl: alles eine Frage der Gewohnheit. Umso mehr weiß ich durchs „Selbst-Ausprobieren“ zu schätzen, welche Arbeit die Menschen früher an diesen Geräten geleistet haben.
Langsam arbeite ich auf der ersten Etage des Computermuseums weiter durch die Informationsgeschichte. Nicht nur an den Mitmachstationen könnte ich mich ewig aufhalten. Zu bestaunen gibt es schließlich auch die vielen historischen Rechen- und Schreibmaschinen, die Telefone und die ersten Computer. Ein absolutes Highlight: die Größe des ENIAC-Computers. In dem 50 Quadratmeter großen ersten Universalrechner waren 18.000 Röhren verbaut. Besonders faszinierend finde ich zum Vergleich den Chip, der die Funktionen des Riesen fasst. Und heutige Geräte können sogar noch viel mehr.
Computer und Künstliche Intelligenz für den Alltag
Im zweiten Obergeschoss des Heinz Nixdorf Museumsforum wird die Dauerausstellung digitaler. Denn hier dreht sich alles um Computer und Roboter. Erinnerungen an eine Informatik-Vorlesung während meines Studiums werden wach, als ich am Zuse-Computer vorbeikomme. Jetzt sehe ich dieses Gerät einmal live, zu dem wir damals nur die Daten als erster funktionsfähiger Digitalrechner lernen mussten. Zu Seiten seiner Entstehung gab es von Thomas J. Watson übrigens eine krasse Fehlannahme: Den Bedarf an Computern schätzte er auf „ein paar von diesen Maschinen weltweit“.
Wie schnell sich die Leistungsfähigkeit von Computern verändert, zeigt wunderbar eine Chip-Pagode. Deutlich wird darin die Entdeckung von Intel-Mitgründer Gordon Moore, dass sich die Anzahl der Transistoren auf einem Chip alle 24 Monate verdoppeln. Dass die Geräte mit jedem weiteren Entwicklungsschritt der Technik immer kleiner werden, kann ich gut auf meinem weiteren Rundgang erkennen. Froh bin ich dann tatsächlich, dass ich heute keinen Laptop der ersten Stunde mit mir herumschleppen muss. Immerhin wiegt das gute Stück stolze 11 Kilogramm.
Einerseits faszinierend, andererseits auch fast ein wenig unheimlich kommt auf dem weiteren Rundgang meine Erkenntnis, wo Roboter den Menschen ersetzen könn(t)en. Begeistert bin ich jedenfalls von Industrieroboter Beppo, der mit seinem Besen ständig neue Muster auf den Boden kehrt. Genauso von Pepper, der sich mir mit typischer Computerstimme vorstellt und auch ein kleines Tänzchen präsentiert. Oder von RoboThespian, der auf Anforderung ein Lied zum Besten gibt. Während ich mich schließlich zum trampenden Roboter HitchBOT Platz setze, von dem eine Ausgabe per Anhalter einmal quer durch Kanada gereist ist, frage ich mich, wo die Entwicklung wohl hin geht.
Sonderausstellung: Aufbruch ins All – Raumfahrt erleben
Immer wieder präsentiert das HNF auf der oberen Etage interessante Sonderausstellungen. Gut 50 Jahre nachdem Menschen erstmals den Mond betraten, geht es dort bis zum 6. Januar 2021 um das Thema Raumfahrt. Das abgedunkelte Ambiente vermittelt mir gleich beim Betreten eine Art Weltraum-Feeling. Passend dazu, das erste Exponat, was ich entdecke: ein Stück Mondgestein. Daran, dass Raketen nicht nur zu friedlichen Zwecken eingesetzt werden können, erinnert die ausgestellte zerstörte Brennkammer der V2 aus Peenemünde.
Spannend zu sehen sind auf meinem weiteren Rundgang die Raketen der Apollo-Mission, die Anzüge der Astronauten und ein Modell der Raumfahrtstation ISS. Wie es sich darin anfühlen mag, konnte ich schon vor zwei Jahren in einem originalgetreuen Nachbau in der Raumfahrtstadt Bremen erahnen. Auch hier im Heinz Nixdorf MuseumsForum in Paderborn begeistern mich ganz besonders die Erlebnisstationen. Sehr gerne hinterlasse ich deshalb zum Abschied meinen Fußabdruck im Mondstaub vor der US-amerikanischen Flagge.
Serviceinfo: HNF in Paderborn
Dienstag bis Freitag: 9 – 18 Uhr
Samstag, Sonntag und an Feiertagen: 10 – 18 Uhr
Geschlossen bleibt das Heinz Nixdorf Museumsforum an Heiligabend, dem 1. Weihnachtstag, Silvester und Neujahr.
Führung
Sonntags um 15 Uhr findet eine öffentliche Führung durch die Dauerausstellung statt. Zu zahlen ist lediglich der Eintritt ins HNF.
Ermäßigt: 5 Euro
Familienkarte: 16 Euro
Achtung: Kinder unter 10 Jahren können das Heinz Nixdorf Museumsforum nur in Begleitung eines Erwachsenen besuchen.
Die Tickets sind sogenannte Return-Tickets. Das heißt, du kannst die Dauerausstellung innerhalb von zwölf Monaten ein zweites Mal besuchen, ohne erneut Eintritt zu zahlen. Der Eintritt in die Sonderausstellung ist im Standardticket ebenfalls enthalten.
Wer mit dem Auto anreist, findet vor dem Computermuseum einen großen Parkplatz. Für Fahrer von Elektroautos stehen dort auch zwei Ladestationen zur Verfügung.
Adresse: Fürstenallee 7, 33102 Paderborn
Ich wünsche dir allzeit schöne Reiseerlebnisse
Warst du schon mal im Heinz Nixdorf Museumsforum? Was hat dich dort besonders begeistert? Oder hast du weitere Tipps für einen Aufenthalt im Teutoburger Wald? Schreib mir gerne deine Erlebnisse und Anregungen in die Kommentare. Ich bin schon sehr gespannt.
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Im Teutoburger Wald war ich auf Einladung des dortigen Tourismusverbands unterwegs. Die Recherchereise wurde im Rahmen des EFRE-Projekts „Zukunftsfit Digitalisierung“ durchgeführt. Inhalt und Umfang meines Beitrags bleiben davon jedoch genauso unbeeinflusst wie meine Meinung. Vielen Dank noch mal an dieser Stelle für die interessanten Erlebnisse und kulinarischen Genüsse vor Ort.